Jugendliche der neuapostolischen Kirchengemeinden Ehningen, Aidlingen und Weil der Stadt beteiligen sich an der Gedenkfeier zum Volkstrauertag am 17.11.13 in Ehningen Rund 15 Jugendliche waren im tristen Novembergrau um 11.30 Uhr am vergangenen Sonntag zum Ehrenmal auf dem Friedhof an der Hildrizhausener Straße gekommen und senkten so erheblich den Altersdurchschnitt der zur Gedenkfeier außerordentlich zahlreich Erschienenen.
Der Musikverein Ehningen hatte die musikalische Umrahmung übernommen. Bürgermeister Claus Unger drückte in der Begrüßungsansprache seine große Freude über die große Zuhörerschaft und den an ihn herangetragenen Wunsch der neuapostolischen Kirchengemeinden aus, dass deren Jugendliche gern die Feier im Jahr 2013 mitgestalten wollten. Ihr Thema: „Jugendliche der Neuapostolischen Kirche haben sich mit Zeitzeugen unterhalten und wollen ihre Gedanken zum Volkstrauertag gemeinsam vortragen.“ Die einleitenden Worte zum Beitrag der Jugendlichen sprach deren Gemeindevorsteher (Ehningen/Aidlingen), Hirte Ulrich Bruhnke. Er warf die Fragen auf, die sich bei solchen Gedenktagen stellen: Warum gibt es völlig unsinnige und vorsätzliche Zerstörung, Kampf auf Leben und Tod – gibt es eine Möglichkeit, das zu beenden für alle Zeiten; nicht nur Waffenstillstand, sondern wirklich Frieden? Das fängt mit dem inneren Frieden an, kein Egoismus, keine Profilierungssucht, kein Machtstreben. Damit ist die Voraussetzung gegeben, um im eigenen Umfeld zum äußeren Frieden beizutragen. Aber, um den vollkommenen äußeren Frieden zu schaffen, bedarf es göttlicher Allmacht. „Der Weg zum Frieden beginnt in der eigenen Seele – und findet seine Erfüllung in der Gemeinschaft mit Jesus Christus.“
Das Gestern hat das Heute geschaffen, das Heute gestaltet das Morgen. Mit diesen Worten leitete U. Bruhnke zum Beitrag der Jugendlichen über. Es war die Enkel- und Urenkelgeneration der Zeitzeugen aus den 20er bis 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts, die noch über das im Zweiten Weltkrieg Erlebte berichten konnten.
Junge Menschen heute wachsen in Deutschland auf, ohne Krieg und Not zu erleben. Wenige Generationen zuvor war das ganz anders. Das war es, was die Jugendlichen veranlasst hatte, Zeitzeugen zu befragen. Im Dialog miteinander schilderten zwei von ihnen, was sie erfahren hatten:
Unfassbare Schicksalsschläge: „Wie verletzt muss eine Seele sein, die das erdulden musste?“
Krankheiten, Schmerzen, den Tod vor Augen, bestenfalls unzureichende medizinische Versorgung: „Ich war sehr viel krank, aber es reichte nie zum Sterben.“
Zwangsarbeit, Not, Hunger und Schläge: „Die Tagesration an Essen bestand oft nur aus wenigen Gramm Brot am Morgen und aus einer wässrigen Suppe am Abend.“
Das darf nicht in Vergessenheit geraten und wir sind froh, solche Zeiten nie erlebt zu haben, so das Resümee der Jugendlichen.
Uwe Escher, der Jugendleiter, hatte den Beitrag der Jugendlichen organisiert und begleitet und er war beeindruckend gelungen. Nach dem Dialog folgten, einzeln vorgetragen, persönliche Gedanken der Jugendlichen, was Frieden für sie bedeutet und wie jeder Einzelne dazu beitragen kann:
Frieden zwischen den Ländern und im Alltag; Konflikte zu lösen helfen; Friede unter Freunden, in der Familie; schwierige Situationen friedlich meistern; Zusammenhalt in der Kirche, der Familie, der Schule; Frieden als etwas Unersetzliches; Toleranz, Mitgefühl, Mitleid in des Wortes ursprünglicher Bedeutung; dass ich am Abend ein gutes Gewissen haben kann, wenn ich an meinen Umgang mit anderen denke; gemeinsam still genießen können; statt Neid Bewunderung, statt Unzufriedenheit Dankbarkeit; einig mit dem eigenen Umfeld und Gott zu sein; Konflikte durch Reden miteinander lösen; andere Wert schätzen, mindestens respektieren, vielleicht sogar ein Lächeln in ihr Gesicht zaubern…
Es war leer geworden vor der Gedenktafel, vor der sich die Jugendlichen versammelt hatten. Jede/r von ihnen ging nach ihrem/seinem Textbeitrag beiseite, nicht ohne zuvor jeweils eine weiße Rose im Gedenken an die Verstorbenen wie auch die Zeitzeugen, die Schlimmes erfahren hatten, in eine Vase zu stecken.
Es folgte, bevor drei Kränze am Ehrenmal befestigt wurden, das Schlusswort eines sichtlich beeindruckten Bürgermeisters. Total begeistert sei er von dieser Gedenkfeier zum Volkstrauertag, die durch den Beitrag der Jugendlichen zu einer ganz besonderen geworden sei. Und er forderte dafür im Bewusstsein, dass das nicht dem üblichen Ablauf an solchen Tagen entspricht, Applaus für die jungen Menschen, den sie auch bekamen. Eine Geldspende von der Gemeinde gab es noch, aber die wollen die Jugendlichen nicht für sich: Sie soll den Katastrophen geschädigten Menschen auf den Philippinen gespendet werden.
Eine Teilnehmerin der Veranstaltung, die regelmäßig an den Gedenkfeiern teilnimmt, war sichtlich beeindruckt: „So etwas könnte es eigentlich jedes Jahr geben.“