Der Herbst steht sinnbildlich für die sterbende Natur. Die Tage werden kürzer, die Dunkelheit scheint die Überhand zu gewinnen. Gerade im November gibt es viel Nebel, seltener wird das Farbspiel der Sonne mit dem bunten Laub, das noch im Oktober leuchtend von den Bäumen fiel. Und doch wissen wir, dass es nicht das Ende ist. Nach Herbst und Winter gibt es wieder einen Frühling, ein Wiedererwachen der Natur.
Gerade zum Ende des Kirchenjahres gibt es in vielen Kirchen Gedenk- und Feiertage, an denen der Verstorbenen gedacht wird. Allerheiligen, Allerseelen und nicht zuletzt der Totensonntag, auch Ewigkeitssonntag genannt, an dem besonders der in den Weltkriegen Gefallenen gedacht wird.
Ist es nicht naheliegend, dass wir Menschen uns gerade nach dem Tod eines Verwandten oder Freundes nach Trost und Hoffnung auf ein Wiedersehen sehnen? Als neuapostolische Christen glauben wir, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, dass nicht alles einfach aus und vorbei ist. Denn die Seele ist unsterblich und auch Entschlafenen kann geholfen werden.
Der Wunsch der Menschen, etwas für das Seelenheil von Verstorbenen tun zu können, ist bereits biblisch hinterlegt. Ein Beispiel gab u.a. Jesus Christus selbst, als er nach seinem Kreuzestod in die Bereiche der Entschlafenen ging und ihnen predigte (vgl. 1. Petrus 3, 19).
Zum Gedenken an die Entschlafenen feiern wir neuapostolischen Christen drei Mal im Jahr einen besonderen Gottesdienst. Wir beten für die Verstorbenen, dass sie das Heil in Christus finden. In zentralen Gottesdiensten, z.B. am ersten Sonntag im November, werden den Entschlafenen die Sakramente der Heiligen Wassertaufe, der Spendung des Heiligen Geistes (Heilige Versiegelung) und das Heilige Abendmahl bereitet. Diese Handlungen werden stellvertretend für die Entschlafenen an Gemeindemitgliedern durchgeführt. Auch diese Vorgehensweise ist biblisch hinterlegt, u.a. hat Apostel Paulus in seinem 1. Brief an die Korinther erwähnt, dass sich gläubige Christen für die Toten taufen ließen (vgl. 1. Korinther 15, 29).
Wir Christen sind auch heute dazu aufgerufen, für die Verstorbenen zu beten, sie nicht zu vergessen, sondern im Sinne der Nächstenliebe auch für sie und ihr Seelenheil etwas zu tun.
Ach wie flüchtig, ach wie nichtig ist der Menschen Leben!
Wie ein Nebel bald entstehet und auch wieder bald vergehet,
so ist unser Leben, sehet!
(Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche, Verfasser unbekannt)
Wenn nun Jeder an die aus seinem Umfeld Verstorbenen denkt, so lichtet sich der Nebel und die Sonne kann mit ihren Strahlen auch die jenseitige Welt erreichen. Ein Stück Leben in die Nacht des Todes.