Die vierte Kerze brennt, das Adventslicht ist vollständig. Als der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern im Jahr 1839 den Adventskranz „erfand“, waren es noch bis zu 28 Kerzen, die nach und nach angezündet wurden. Je nachdem auf welchen Wochentag der Heiligabend fiel, gab es 18 bis 24 rote und vier weiße Kerzen, die nach und nach erstrahlten. Die vier weißen Kerzen standen für die Adventssonntage. Damit wollte er den Kindern im Waisenhaus, das er leitete, zeigen, wie lange sie sich noch bis zum Heiligabend gedulden müssten. Nachdem der Adventskranz immer bekannter wurde, viele Kirchen ihn aufstellten und auch viele Familien einen solchen Kranz zuhause haben wollten, blieben von den vielen Kerzen schließlich nur noch vier Kerzen übrig. Und auch heute noch weiß man, wenn die vierte Kerze brennt, steht Weihnachten direkt vor der Tür.
Letzte Geschenke müssen besorgt werden; steht der Weihnachtsbaum, wurde die Weihnachtspost verschickt? Es ist noch so viel zu tun, trotzdem ist es doch schön, wenn wir in der ganzen Hektik immer wieder ein paar Augenblicke finden, um innezuhalten und zur Ruhe zu kommen.
Auch vor über 2.000 Jahren, als Jesu Geburt bevorstand, war es hektisch. Alle Bewohner des Reiches unter Kaiser Augustus mussten in ihre Geburtsstadt gehen, um sich zählen zu lassen. Auch Maria und Josef hatten sich aufgemacht. Und als sie schließlich in Bethlehem ankamen, gab es keine Unterkunft. Schnell, schnell, das Baby kommt doch… Damals kamen Engel auf die Erde und brachten Frieden. Auch heute noch gibt es Engel unter uns. Sie haben keine Flügel und keinen Heiligenschein und doch bringen sie uns Frieden und Freude. Es kann ein Kind sein, ein Nachbar, ein Arbeitskollege. Wir müssen den Engel nur erkennen und annehmen.
Dieser Engel kann auch die Kerzen wieder anzünden, die vielleicht in der Hektik erloschen sind:
Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Sie hießen Frieden, Glauben, Liebe und Hoffnung. Zuerst erlosch die Kerze des Friedens, denn die Menschen konnten den Frieden untereinander nicht halten. Danach ging die Kerze des Glaubens aus. Die Menschen wollten von Gott nichts mehr wissen. Auch die Kerze der Liebe hatte keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen sahen nur noch sich selbst, nicht mehr die anderen, die sie liebhaben sollten.
Da kam ein Kind hinzu und sah, dass fast alle Kerzen erloschen waren. Es begann zu weinen. Da sprach die letzte Kerze: „Hab keine Angst. Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heiße Hoffnung.“
Wenn wir nun die vierte Kerze am Adventskranz anzünden, denken wir daran, auch in der Zukunft symbolisch alle vier Lichter am Leben zu halten oder wieder anzuzünden.
Text: Katja Bruhnke
Bild: angelina.s...k.... / pixelio.de